Wer überträgt die Champions League der Frauen?
Die Ligaphase der UEFA Women's Champions League beginnt in dieser Woche. Viele Interessierte dürften die Königsklasse des europäischen Frauenfußballs noch bei DAZN vermuten, aber die europäischen Übertragungsrechte liegen nun bis 2029/30 bei der Streaming-Plattform Disney+. Ist das ein Vorteil für die mediale Präsenz des Frauen-Fußballs?
Man kann gewiss darüber streiten, ob der Mickey-Mouse-Konzern der richtige Medienpartner für den spätestens seit der letzten Europameisterschaft präsenteren Fußball der Frauen ist. Womöglich ist das Kalkül der UEFA aber, dass eine klassische, männlich dominierte Zielgruppe, wie sie auf der Sport-Streaming-Plattform DAZN vorzufinden ist, nicht der angemessene Booster für mehr Aufmerksamkeit – und damit für mehr TV-Gelder bei den Vereinen – ist.
Mutmaßlich legte die Walt Disney Company, die die insgesamt 75 Live-Übertragungen in Disney+ durch das hauseigene Sportmedienunternehmen ESPN produzieren lässt, einfach richtig viel und vor allem weitaus mehr Geld als DAZN auf den Tisch. Die Zurückhaltung von DAZN im Bieterwettstreit um die Übertragungsrechte hängt sicherlich aber auch mit den Erfahrungen zusammen, die der Livestreaming-Anbieter bei der Monetarisierung des Frauen-Fußball-Angebots gesammelt hat.
DAZN: Image des Frauenfußball-Förderers passé
Wir erinnern uns nämlich: 2023 führte DAZN den Frauensport-Sender DAZN Rise ein und verbreitete parallel auch Spiele der Women's Champions League über seinen YouTube-Ableger DAZN Women's Football – kostenfrei, wohl gemerkt. Vor gut zwei Jahren also konnte sich der Sender damit schmücken, etwas für den Frauen-Fußball zu tun. Das reicht Werbekunden sicherlich nicht alleine. Sie wollen Reichweite, nicht nur Fördermaßnahmen einer – medial gesehen – leider immer noch im Abseits stehenden „Randsportart“.
Durch den Abtritt der Frauen-Königsklasse an Disney+ muss sich DAZN nun auf nationale Frauenfußball-Wettbewerbe konzentrieren, darunter die französische Premiere Ligue, die italienische Serie A Femminile, die spanische Liga F und die deutsche Frauen-Bundesliga. Letztere ist jedoch auch auf Magenta TV beheimatet und zudem via Onefootball als Einzelspielabruf buchbar. Selbst der Free-TV-Sender Sport1 ist mit einer Partie pro Spieltag dabei. Das Image eines Förderers des Frauen-Fußballs ist DAZN mit diesem Programmangebot definitiv los.
Schaut man auf die Verbreitung der relevanten Streaming-Plattformen, so spielt Disney+ in Deutschland mit einem Marktanteil bei Streamingdiensten von rund 17 % in den Top 3 mit – neben Amazon Prime Video (rund 29 %) und Netflix (rund 27 %). Die Zahlen stammen vom Streaming-Guide JustWatch und bilden das erste Quartal des laufenden Jahres ab.
Mehr „Gelegenheitszuschauer“: Potential liegt in der europaweiten Zielgruppe von Disney+
DAZN liegt durch diese Brille gesehen wie auch WOW, der Streamingableger von Sky, schätzungsweise bei einer einstelligen Durchdringung. Offizielle Zahlen zu Abonnenten gibt es nicht. Hinzu kommt aber: Als reine Sport-Streaming-Plattform liegt der DAZN-Abonnementpreis weit über dem der großen Film- und Serien-Plattformen.
Insofern ist der UEFA-Deal mit Disney+ sicher nicht der schlechteste. Neue Zielgruppen können über die Unterhaltungsplattform gewiss angesprochen werden. Eingefleischte Sportfans wird man damit sicher nicht erreichen und es hängt stark davon ab, wie Disney+ selbst sein neu erworbenes Asset aus dem europäischen Fußball plattformintern bewerben wird. Zugute kommt dem Streamingdienst allemal, dass man nicht nur den D-A-CH-Raum erfasst, sondern eine gesamteuropäische Reichweite erzielen kann.
Die Champions League der Frauen im Free-TV
Bleibt also nur noch die Frage, wo die Champions League der Frauen künftig kostenfrei zu sehen sein wird, insbesondere die deutschen Vertreter VfL Wolfsburg und FC Bayern München. In den ersten Meldungen zur Rechtevergabe vom Mai 2025 wurde noch betont, dass der UEFA-Rechtevermakrter UC3 mit der Europäischen Rundfunkunion sowie anderen großen Sendern individuelle Vereinbarungen abgeschlossen habe. Stand jetzt: Für die ersten beiden Spieltage hat sich noch kein Free-TV-Sender aufgetan. Möglicherweise dauert es sogar bis zum Halbfinale unter deutscher Beteiligung. Aber fussballgucken.info hält für euch die Augen auf.