Spanien gegen Deutschland: Hilft der Länderspiel-Klassiker dem DFB-Team aus der Mini-Krise?
Freundschaftliches Schaulaufen oder weltmeisterliches Spitzenduell? Nach dem Langeweile-Kick gegen Gibraltar trifft das DFB-Team nun auf Spanien. Löws angekündigte Ideen braucht es heute schon – sonst könnte es knapp werden mit der EM-Teilnahme.
Ein Torspektakel gegen Gibraltar – darauf hoffte ganz Fußballdeutschland. Vergeblich. Stattdessen gab es Magerkost mit gerade einmal drei Toren (für eines mussten die sympathischen Gibraltarer sogar selbst sorgen). Dabei wären viele Tore nicht nur das ausdrucksstärkste Mittel gewesen, um der ganzen Welt den Unterschied zwischen Fußballzwerg und Weltmeister deutlich zu machen.
Tore hätte es dazu genauso gebraucht wie tempo- und variantenreiche Kombinationen, mutige Pass- und Ballstafetten sowie trickreiches und selbstbewusstes Offensivspiel. Im Grunde genommen eben all die Attribute, die man gemeinhin den weltbesten Teams anheftet. Doch statt mit vielen Toren wurde man als Zuschauer vor allem mit viel Langeweile und der Erkenntnis beschenkt, dass dem Weltmeister 129 Tage nach dem WM-Triumph vor allem an einem fehlt: an Ideen für ein besseres Spiel.
Sorgenkind Deutschland
Dementsprechend wenig Weltmeisterliches strahlt das Duell Ex-Weltmeister gegen Weltmeister vor dem Anpfiff heute Abend (20:45 Uhr, Free-TV) aus. Der amtierende Weltmeister überzeugte in seinen bisherigen vier Partien nach dem WM-Triumph bekanntlich wenig bis gar nicht. In der Qualifikation belegt Deutschland in der Gruppe D derzeit, als eines von drei Teams mit sieben Punkten, nur den dritten Tabellenplatz. Den mageren sieben gewonnenen Punkten stehen nach vier Spielen bereits fünf verlorene gegenüber. Zwei Minuspunkte mehr als in den beiden vergangenen Qualifikationsrunden zur EM und WM zusammengenommen.
Spanien auf EM-Kurs
Gegner Spanien hingegen scheint bei seinem Neufindungsprozess auf gutem Wege. Der Ex-Weltmeister von 2010 ist souverän in die EM-Qualifikation gestartet und belegt in Gruppe C derzeit mit 9 Punkten hinter der führenden Slowakei (12 Punkte) den zweiten Tabellenplatz. Mit leichten Blessuren: In der Slowakei unterlagen die Spanier am zweiten Spieltag der Qualifikation mit 1 zu 2 und auch im Länderspiel-Klassiker gegen Frankreich kurz nach der WM kam man nicht über ein 0 zu 1 hinaus. Obwohl Spanien nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM in Brasilien also noch nicht so richtig wieder zum Glanz alter Tage zurückgefunden hat, die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr dürfte nicht in Gefahr sein.
Schaut man sich jedoch das Restprogramm in der Qualifikation für die Europameisterschaft an, muss man sich um die Spanier wohl weniger Sorgen machen als um Deutschland. Die spanische Auswahl konkurriert nur mit einem Team um den zweiten Platz und hat mit Luxemburg, Mazedonien, Weißrussland und der Ukraine im Vergleich zum DFB-Team wohl auch das leichtere Restprogramm. Zumal man gegen die derzeit punktgleichen Drittplatzierten Ukrainer erst noch spielen muss (im nächsten Gruppenspiel am 27.3.15 und im letzten Gruppenspiel am 12.10.15.). Auch der erste Platz ist nicht nur rechnerisch noch möglich, sondern auch durchaus noch realistisch erreichbar.
Deutschland im Jahr 2015
Deutschland hingegen darf sich in seinen Auswärtsspielen keinen Fehltritt mehr erlauben. Wer die Schotten im letzten Heimspiel gegen Irland gesehen hat, weiß, dass das Rückspiel für die Mannen von Jogi Löw im kommenden Herbst (7.9.15, Free-TV) alles andere als ein Trainingsspiel werden wird. Und wie zäh die Schotten sein können, haben sie bereits im Hinspiel in Deutschland bewiesen. Deutschland gewann nur knapp und erst recht spät mit 2 zu 1. Ebenso die Partie einen Monat später (8.10.15, Free-TV) gegen die Iren, die dem DFB-Team im Hinspiel ein 1 zu 1 abverlangten, dürfte alles andere als eine leichte Aufgabe werden. Und zuvor (4.9.15, Free-TV) wartet schließlich auch noch die Partie gegen Spitzenreiter Polen, gegen die man aus dem Hinspiel mit 0 zu 2 verloren hat.
Löw hat neue Ideen
Bundestrainer Joachim Löw war mit der Leistung seine Teams gegen Gibraltar nicht zufrieden und sprach unmittelbar nach der enttäuschenden Partie von neuen Ideen, die er im kommenden Jahr umsetzen möchte. Was genau Löw damit meint, wolle er noch nicht verraten. Nur so viel, dass es zu Veränderungen kommen wird und muss. Und nach dem Rücktritt der drei Routiniers Lahm, Klose, Mertesacker und dem Ausfall des Taktgebers Schweinsteigers sind neue Ideen auch mehr als dringend nötig. Am besten schon heute im Länderspiel gegen Spanien, um endlich den Hebel umzustellen zu können: vom WM-Traum-Feier-Modus auf den EM-Qualifikations-Modus.