DAZN bringt Götze-Doku
Wir alle kennen das WM-Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. Wir alle wissen, der WM-Held von 2014 Mario Götze ist nicht untergekommen. Um so erstaunlicher, fast schon beklemmender ist nun die DAZN-Doku „Being Mario Götze“.
DAZN zeigt die Doku-Serie seit 9. Juni exklusiv. Mit 4 Episoden zu jeweils ca. 45 bis 50 Minuten fällt „Being Mario Götze - Eine deutsche Fußballgeschichte“ fast schon monumental aus. Filmisch zweifelsohne gut gemacht, mit viel Pathos und emotionaler Tiefe – irgendwie aber auch etwas dick aufgetragen. Man wird das Gefühl nicht los, dass gleich Sebastian Deisler um die Ecke kommt, Mario Götze mitleidig in den Arm nimmt und von dannen zieht – und beide lassen mit einem befreiten Lächeln den Fußballzirkus hinter sich.
Aber Deisler kommt nicht, dafür um so mehr das beklemmende Gefühl des Zuschauers: Scheiße, die „traurige Nachricht“ wurde ja längst verkündet. Götze ist gestrichen. In der 1. Episode sitzt er auf dem PK-Podium, spricht über das tolle Gefühl wieder dabei zu sein unter den Besten der Besten des deutschen Fußballs. Ach, diese Doku tut weh. Oder ist sie Kalkül?
Manchmal fragt man sich nämlich schon, ob hier im Hintergrund irgendwelche Berater auf die Tränendrüse drücken wollen, um den Marktwert ihres Vertragspartners nicht in den Keller rauschen zu lassen. Keine Frage, Götze ist ein feiner Fußballer, menschlich und am Ball, und er hat viel durchgemacht. Aber eine Doku im Vorfeld der WM, die seine WM-Nominierung quasi als gemachte Sache voraussetzt, wirkt irgendwie deplatziert. Und ein bisschen weniger von der in Szene gesetzten Eitelkeit (etwa beim Fotoshooting) und von der nervigen Ich-bin-auch-nur-ein-Mensch-Attitüde stünde dem Feingeist Götze auch besser. Aber Imageberater und Regisseure werden wohl wissen, was sie tun...
Trotzdem: Sehenswert!